Lerngeschichte K.: „Wie man ein Tuch ausbreitet“

Liebe K.,

vor ca. einem halben Jahr hast Du angefangen zu üben, wie man am Besten ein Tuch ausbreitet. Jedes mal vor dem Wickeln wolltest Du Dein Wickeltuch alleine hinlegen. Dabei hast Du verschiedene Techniken ausprobiert, aber vor allem die Wurftechnik geübt. Das gelang Dir an manchen Tagen ganz gut, aber beim schlussendlichen Zurechtzupfen hast Du oft das Tuch wieder völlig verzogen. Du warst häufig sehr frustriert, wolltest Dir aber selten helfen lassen.

Immer wieder hast Du mit verschiedenen Tüchern geübt. Bei kleineren Tüchern gelang es Dir schließlich irgendwann, sie, mit dem richtigen Wurf und anschließendem Glattstreichen, vollständig auszubreiten.

Eine Zeitlang habe ich Deine Übungen und Versuche aus dem Blick verloren. Aber kürzlich sind sie mir wieder eingefallen. Du hattest mir beim Aufräumen der Sandkiste geholfen und all das Spielzeug in die Kisten gepackt. Wir legen dann auf den Sand immer eine alte Gartentischdecke, wegen der Katzen, darauf kommen Bretterelemente, die das Tuch vor dem Wegwehen schützen sollen. Ich hatte das Tuch, etwas verdreht, schon mal auf den Sand geworfen und dann die letzten Spielzeuge in die Kiste getan. Du warst, als ich mich wieder zu Dir umdrehte, schon fleißig dabei das Tuch auszubreiten. Dabei hast Du schnell und richtig erkannt, an welcher Stelle Du ziehen musst, damit die (nicht ganz eindeutig) rechteckige Form des Tuches auch die gesamte Sandfläche abdeckt. Du bist von Ecke zu Ecke gelaufen und hast hier und da gezogen. Dabei hast Du auch erkannt, dass das Tuch verdreht ist und an einer Stelle gewendet werden muss. Wir haben dann gemeinsam die Verdrehung gelöst und dann hast Du sehr selbständig das Tuch über den Sand gezogen, jeweils nur so weit, wie es nötig war, damit die Falten aus dem Tuch gehen und doch der Sand komplett bedeckt ist. Wir haben dann noch das Tuch als ganzes ein Stückchen zu den Kisten gezogen, damit wir diese auf das eine Ende stellen konnten. Dabei wusstest Du von ganz allein, wo Du am Besten anfasst. Du hast dabei sehr geschickt und gleichmäßig gezogen und auch rechtzeitig gestoppt, so dass wir das Tuch synchron „hochrutschen“ konnten.

Du hast gezeigt, dass Du schon eine exakte Vorstellung von der Form dieses Tuches hast (trotz dass das Tuch doch recht groß ist und einen sehr gewellten Rand hat) und anhand der Falten im Tuch erkennst, an welcher Stelle Du am besten ziehst, um einen schnellen Erfolg zu haben.

Außerdem hast Du gezeigt, dass Du die Kraft, die Du einsetzen musst gut einschätzen kannst, damit das Tuch nicht „über das Ziel hinausschießt“. Du kannst einen gleichmäßigen Krafteinsatz steuern und auch voraussehen, wann Du am Ziel bist und Deinen Krafteinsatz rechtzeitig verringern.