Bei einer meiner Fortbildungen im Herbst 2017 ging es um den praktischen Umgang mit Montessori-Materialien. Es gab viele Tipps und Anregungen, sich selbst aus Alltagsmaterial solche Tabletts zusammen zu stellen. Seit dem finde ich immer wieder etwas, was sich auf nette Weise als „Arbeitsauftrag“ für die Kinder herrichten lässt.
Maria Montessoris Ideen für die Arbeit mit kleinen Kindern beruhen auf der Annahme, das Kinder etwas lernen möchten, vor allem das, was die „Großen“ vormachen. Sie geht davon aus, dass jedes Kind einen eigenen „Bauplan“ in sich trägt, der es früher oder später an bestimmte Lernaufgaben heran führt. Montessori hatte für die Arbeit mit Kindergartenkindern unter anderem viele „Arbeiten des alltäglichen Lebens“ vorbereitet. Damit sind die Fähigkeiten gemeint, die das Kind mehr und mehr zur Selbständigkeit führen. Montessori hat aus vielen Tätigkeiten einzelne Fähigkeiten herausgearbeitet. Um das Lernen dieser Fähigkeiten zu erleichtern, hat sie Tabletts gestaltet, auf denen nur eine einzige Tätigkeit zur Übung bereitgestellt wird. Sie hat immer Wert darauf gelegt, dass diese Tabletts ansprechend aber „schnörkellos“ gestaltet werden, um die Konzentration bei der einzelnen Tätigkeit zu halten. Das Tablett hat die Funktion den Arbeitsplatz abzugrenzen und der Arbeit einen Rahmen zu geben.
So habe ich bis jetzt mehrere Tabletts zusammengestellt:
Knopfflasche:
Eine Flasche mit Schlitz im Deckel durch den man große Knöpfe einwerfen kann. (Flasche aufdrehen und wieder zudrehen, Knöpfe in die Schale schütten kommt noch hinzu, wenn die Kinder so weit sind)
Eisstielflasche:
Ebenfalls eine Flasche mit Schlitz im Deckel, aber um Eisstiele einzuwerfen. Hier ist die Schwierigkeit etwas größer, da die Eisstiele etwas dünner und länger sind und man noch mehr Feingefühl beim Einstecken braucht.
Tablett mit kleiner Kelle und großen Kastanien:
Aufgabe ist es, die Kastanien mit der kleinen Kelle aufzuladen und auf dem Tablett, dass eigentlich für gefüllte Eier gedacht ist, vorsichtig in die „Eier-Mulden“ abzulegen.
Tablett mit kleiner Zuckerzange kleinen Kastanien und einem Eiswürfel-Brett:
Aufgabe ist es die Kastanien mit der Zange vom Tablett hinüber zum Eiswürfel-Brett in die Eiswürfel-Mulden zu transportieren.
Tablett mit Steckkette:
Die Plastikglieder der Kette können ineinander gesteckt werden
Steckbrett mit Kugeln:
Hier ist die Aufgabe die Kugeln auf die Stäbe zu stecken. Später kann noch farblich sortiert und gezählt werden.
Tablett mit Schere und Papierstreifen:
Hier geht es nur um den Schneidevorgang. Schere richtig greifen, Papier halten, abschneiden. Es sind nur Papierstreifen, damit die Kinder es auch schaffen sie mit einem Schnipp durchzuteilen, denn mit der Schere nachfassen können sie noch nicht.
Fädeltablett:
Das Tablett hat einen befestigten langen Schnürsenkel mit extra langer Fädelhilfe (verstärktes Ende wie beim Schnürsenkel) und mehrere Holzkugeln und Plättchen. Aufgabe ist es die Kugeln und Plättchen aufzufädeln. Und auch das „Wieder-Abfädeln“ kann geübt werden.
Knöpfbrett:
Hier sind auf dem Holzbrett zwei Stofflappen befestigt, die in er Mitte mithilfe von Knöpfen einerseits und Knopflöchern andererseits verbunden werden können.
Nach und nach habe ich den Kindern über mehrere Wochen alle Tabletts vorgestellt. Mal mit mehr oder weniger Interesse seitens der Kinder bedacht. Letztlich haben aber alle verstanden, wie die Arbeit mit diesen Tabletts funktioniert und haben angefangen, damit selbständig zu arbeiten. Da die Tabletts viele Kleinteile enthalten, stehen sie nicht – wie von Montessori für die Kindergartenkinder vorgesehen – im freien Zugriff. Deshalb habe ich Fotos von den Tabletts gemacht und im Spiel- und Arbeitszimmer an die Wand gehängt. Wenn die Kinder sich für eines dieser Tabletts interessieren und daran arbeiten wollen, können sie mich danach fragen, bzw. mir das Bild zeigen, auf dem ihr Wunsch-Tablett abgebildet ist.
Ein weiterer Punkt, den die Kinder bei dieser Arbeit lernen können, ist Geduld. Oft ist es so, dass sich ein Kind eines der Tabletts aussucht und damit das Interesse der anderen Kinder weckt, die dann auch gerne genau diese Aufgabe machen wollen. Die Aufgaben sind aber nur für eine einzelne Person ausgerichtet. Die Kinder müssen lernen zu warten, bis ein Kind die Arbeit beendet und das Tablett abgibt. Es braucht eine Weile, aber es funktioniert wirklich gut. Nach ein paar Wochen verstehen die meisten Kinder, dass sie entweder die Möglichkeit haben, sich in der Zwischenzeit ein anderes Tablett auszusuchen, oder eben zu warten. Auch das Tauschen von Tabletts funktioniert recht schnell. Nach anfänglichen Schwierigkeiten können die Kinder relativ schnell nebeneinander konzentriert an den Aufgaben arbeiten, ohne sich zu sehr gegenseitig abzulenken. Ist eine Arbeit beendet, wird das Tablett zurückgegeben oder versucht zu tauschen.
Ich bin wirklich sehr verblüfft, dass das so gut mit so kleinen Kindern funktioniert. Zeitweise haben die Kinder über eine halbe Stunde an den Tabletts gearbeitet und schienen sehr zufrieden.